Es hallt im Wald
Bereits ein Jahr zuvor, nämlich 2012, reüssierte Mathieu Peudupin alias Lescop mit einem Debütalbum, mittels dessen er Vive La Fêtes einst so erfolgreichen Fashion-Party-Pop um die Andeutung einer finsteren Facette bereicherte. Schon der Name des Eröffnungsstücks La Forêt zwinge einen dazu, an den Cure-Klassiker A Forest zu denken, hieß es, zunächst hinter vorgehaltener Hand.Und tatsächlich: Vom Post-Punk inspirierte Gitarrenriffs, vereinzelt eingestreut, sowie der an Ian Curtis gemahnende stechende Blick Peudupins bescherten Lescop im Zusammenspiel mit des Sängers einschmeichelndem Gesang und teils an der Kitschgrenze kratzenden Melodien Aufmerksamkeit und Erfolg. Nicht nur auf französischen Bühnen, sondern auch in den Feuilletons europäischer Kultur- und Nachrichtenmagazine sowie im Laufsteg-Umfeld, denn was Lagerfeld für Vive La Fête war, wurde Star-Designer Hedi Slimane für Lescop: ein sogenannter Edelfan und Förderer. Er setzte Peudupin für das Coverartwork seines Albums in Szene – ganz in Schwarzweiß, ganz im bewährten Joy-Division-Stil.
Sieht schick aus, doch halten die Inhalte, was die Verpackung suggeriert? Für die einen ist Lescop ein Versprechen für die Welt von morgen, für andere lediglich ein leises Echo jener vergangenen Zeit, in der Musik mehr zu sein schien als der Ausdruck der inhaltsleeren Soundtrack-Ästhetik in erster Linie kommerziellen Interessen unterworfener, oftmals narzisstisch verblendeter Modeopfer-Menschen. Wer hat recht?
Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen Vermarktung, Verstand und Verklärung. Wohin Lescops Weg führt, wird die Zukunft zeigen. Sein nach sich selbst benanntes Debüt lässt neben unüberhörbaren Stärken ebenso viele Längen erkennen, doch genug künstlerisches Potenzial und das notwendige Gespür, das man benötigt, um sich für die richtigen Abzweigungen in der Kunst und im Leben zu entscheiden, ist Peudupin zuzutrauen.
[2012] [Pop Noire]
6.5Energy7.5Catchyness7Atmosphere7Editor's Rating
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