[Heyne Hardcore]
Hardcover, 384 Seiten
ISBN: 978-3453271579
Rückblende:

Charakterschwein Stelfox kann es sich erlauben. Er verdient Unsummen fürs Nichtstun bei einem Majorlabel. Ab und an hat er mal den richtigen Riecher, macht aus Scheiße einen Haufen Geld. Musiker und Produzenten beziehungsweise Marionetten und Statisten, die sich über den Tisch ziehen lassen, gibt es unzählige. Konsumenten ohne jeglichen Anspruch an Musik noch um ein Vielfaches mehr.

[Kill Your Friends, 2008]
Knapp zehn Jahre später. Die Plattenindustrie ist am Boden, Musik wird in andere lukrative Formate gepresst, wie Castingshows für das Fernsehen. Steven Stelfox ist mittlerweile TV-Juror und begegnet so einem echten Freak mit Gitarre: Jesus höchstpersönlich! Er musste zurück auf die Erde, um geradezurücken, was die Menschheit versaut hat. Gott verdonnerte seinen Sohn dazu – einen naiven, passionierten Kiffer, der viel lieber bei seinem Kumpel Jimi Hendrix im Himmel geblieben wäre.
[Gott bewahre, 2011]
Gegenwart:

Der alternde Superstar lebt seit Jahren zurückgezogen in einer real gewordenen Fantasiewelt. Ein eigener Vergnügungspark, multimediales Entertainment rund um die Uhr. Seine Belegschaft von Bewachern, Managern und Haushältern regelt den Alltag, ein Leibarzt kommt mehrmals täglich vorbei und serviert einen großzügigen Drogencocktail. Einige wissen von seiner besonderen Liebe zu kleinen Jungs, astronomische Beträge von Schweigegeldern fließen bereits an Familien rund um die Narnia-Ranch.
Wovon Du Pre nichts ahnt: Es existiert ein Beweisvideo und die Besitzer wollen richtig Geld dafür sehen. Wovon Du Pre nichts wissen will: Er ist pleite.
An dieser Stelle kommt Stelfox ins Spiel. Er tüftelt einen bizarren Plan aus, an dessen Ende Abermillionen von Dollar eingenommen werden sollen, die zum Großteil in seine eigene Tasche wandern würden.
Dabei gibt es jedoch ein Problem: ein Dutzend Mitwisser ...
Die Story wird aus der Perspektive des ehemaligen Musikmanagers erzählt. Steven Stelfox agiert skrupelloser denn je, seine psychopathischen Züge treten noch markanter hervor. Er geriert sich als scharfer Analytiker und debiler Internettroll, er ist manipulativ und einfühlsam, feiert Trump und verachtet Menschen, die ehrlicher Arbeit nachgehen. Seine Sucht nach Geld ist völlig aus dem Ruder gelaufen.
John Nivens Bücher werden häufig als satirisch bezeichnet. Aber sind sie das wirklich? Kill ’Em All mit all seinem Wahnsinn, seinen kranken Figuren, seinen Zerrspiegelungen einer perversen Gesellschaft hinterlässt das mulmige Gefühl, dass es die Realität beschreiben könnte. Nicht mehr und nicht weniger. Kill ‘Em All knüpft freundschaftliche Bande zwischen Protagonist und Leser, der mit jeder gelesenen Seite weiter abstumpft. Diese Erkenntnis sollte Angst machen. Tut sie aber nicht. Das Lachen bleibt einem nicht im Halse stecken, es bricht mehrfach einfach heraus. Verrückte gibt es nicht mehr nur im Showgeschäft, sie regieren die Welt.
John Niven hat es erkannt: Wir sind längst am Arsch. Wir alle.
[Kill ’Em All, 2019] - LESEPROBE

2006 erschien sein erstes Buch, die halbfiktionale Novelle Music From Big Pink über Bob Dylan und The Band in Woodstock; 2008 landete er mit dem Roman Kill Your Friends – einer rabenschwarzen Satire auf die Musikindustrie – seinen ersten internationalen Bestseller. Es folgten die Romane Coma, Gott bewahre, Das Gebot der Rache, Straight White Male, Old School und Alte Freunde. John Niven schreibt außerdem Drehbücher. Er lebt derzeit in Buckinghamshire, England.

Foto: Erik Weiss