Er sorgte dafür, dass Hunderte Alben mit Mördersound auftrumpfen konnten, zuletzt profitierten Numb, Terence Fixmer, Rue Oberkampf, Greyhound oder Celldöd von seiner überragenden Kompetenz in Sachen Musik-Mastering und -Produktion. Jetzt verkündete Eric van Wonterghem, das Studio Prodam-Berlin zu schließen. Seine Mission sei beendet, es wäre Zeit für neue Herausforderungen und Änderungen in seinem Leben, schreibt der Belgier, der auch selbst mit Monolith, Insekt, Sonar und Absolute Body Control Musikgeschichte geschrieben hat, in einem überraschenden Statement. VOLT fragte nach den Hintergründen.
Was ist passiert?
Ich habe Projekte abseits der Musik, die sich nicht mit dem Betrieb eines Mastering-Studios kombinieren lassen. Also werde ich Prodam Ende des Monats für unbekannte Zeit dichtmachen. Ich hatte immer das große Glück, dass viele Bands mochten, wie ich an ihre Musik herangegangen bin, und ich auch nie Leerlauf hatte. Aber für den Moment muss ich das auf Eis legen. An der Musik von anderen Künstlern zu arbeiten ist nichts, was ich nebenbei machen kann. Die Resultate müssen zu 100 Prozent Erwartungen erfüllen. Sie müssen immer perfekt sein.
Und das ist nicht mehr möglich?
Zunächst werde ich viel außerhalb von Berlin arbeiten und somit keinen Zugriff auf Studio und Equipment haben, sodass es ohnehin unmöglich ist, so weiterzumachen wie bisher. Labels und Veröffentlichungen haben Deadlines, und die Buchung eines Mastering-Studios ist immer Teil dieses Prozesses. Solche Deadlines verpflichten also und ich halte mich normalerweise auch daran. Doch ich musste letztens, zum ersten Mal in 20 Jahren, einen lange versprochenen Producing-/Mixing-Job absagen, weil mir einfach die Zeit dafür fehlte.
„An der Musik von anderen Künstlern zu arbeiten ist nichts, was ich nebenbei machen kann“
Was geschieht mit deinem Studio und all dem Equipment?
Das bleibt komplett hier in Berlin, aber das Studio ist jetzt eher für persönliche Zwecke. Ich werde dort sein, wann immer das möglich ist, um ein bisschen Krach zu machen – ich könnte niemals damit aufhören!
Deine eigenen Projekte sind also nicht betroffen?
Es ist etwas komplett anderes, wenn ich Musik für mich selbst mache. Das funktioniert auch mit abgespeckten Setups. Oder ich mache ein paar Field-Recordings und benutze einen tragbaren Sampler. Das macht ohnehin total viel Spaß! Ich habe das gerade wiederentdeckt und experimentiere viel mit kleinen Modularsystemen.
Es ist also nicht zu befürchten, dass du eine Art Industrial-Rente antreten wirst?
Nein! Ich werde mit meiner eigenen Musik und vielleicht ein paar Kooperationen mit anderen Künstlern im nächsten Jahr weitermachen. Vielleicht gehören irgendwann auch wieder Producing oder Mastering dazu, wenn ich Lust habe, mit den Künstlern zu arbeiten und auch die Zeit dafür habe. Das wird sich zeigen.
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