Erst Ende 2018 musste der renommierte Butan Club in Wuppertal nach 21 Jahren schließen – ein nicht verlängerter Pachtvertrag machte einen weiteren Betrieb unmöglich. Kurze Zeit später dann eine weitere Hiobsbotschaft für die Techno-Szene in NRW: Auch das Essener Studio wird im April 2019 nach gut acht Jahren seine Pforten schließen. Zu den Ursachen äußern sich die Betreiber selbst:
„Es gibt nicht den einen Grund, weshalb man diese Entscheidung getroffen hat. Es ist eher eine Ansammlung von verschiedenen Faktoren und Geschehnissen, die zu diesem Entschluss geführt haben. Aber wir wollen an dieser Stelle nicht über das vermeintliche Aussterben der Szene, die steigenden DJ-Gagen, immer wieder wechselnde Trends, absurde GEMA-Gebühren, ständig neue Auflagen und sonstige Sachen diskutieren.“
Aktuell laufen die Abschiedswochen mit den letzten Veranstaltungen, dann geht’s für die Betreiber – und natürlich die Audience – unter der Flagge von The Third Room unregelmäßig mit Techno-Events in spektakulären Industriebrachen an Rhein und Ruhr weiter, wie beispielsweise am 2. März in der Mischanlage auf dem UNESCO-Weltkulturerbe Zeche Zollverein in Essen.

Auch in Belgien, dem Geburtsland und Schmelztiegel elektronischer Musik diverser Couleur, sieht es derzeit düster aus. Der in einer alten Fabrikhalle beheimatete Kompass Klub in Gent steht möglicherweise vor dem Aus. Wie in der von Szenekenner Christophe Moreau ins Leben gerufenen Online-Petition „Save Kompass Klub Ghent from closing“ zu lesen ist, hat die Stadt Gent nach dem Tod eines jungen Mannes, mutmaßlich in Verbindung mit dem Konsum von MDMA stehend, Maßnahmen gegen den Club eingeleitet.
„Den Kompass Klub zu schließen, wäre eine sehr kurzsichtige Antwort auf ein komplexes Problem, das mehr Einsatz erfordert.“
„So traurig dieser Vorfall auch ist, für die Familie und die Freunde, zu denen auch Club-Residents und -Mitarbeiter gehören. Der Kompass Klub kann nicht dafür verantwortlich gemacht werden, und den Club zu schließen, würde das Problem nicht lösen“, ist in der Petition zu lesen. Und weiter:
„Der Kompass Klub tut sein Möglichstes, um für die Sicherheit der Besucher zu sorgen und eine Null-Drogen-Linie zu fahren. Den Kompass Klub zu schließen, wäre eine sehr kurzsichtige Antwort auf ein komplexes Problem, das mehr Einsatz erfordert, als einfach einen Club zu schließen … Mithilfe dieser Petition hoffe ich, dass wir der Stadt Gent zeigen können, dass das Problem größer ist und es nie die Antwort sein kann, die Techno-Szene herauszupicken und Clubs – Kompass oder irgendeinen anderen Club – zu schließen.“
Wer die Petition unterstützen möchte, klickt bitte hier: ZUR PETITION
Der Clubbetreiber selbst bedankt sich bei Facebook für den bisherigen Support und zeigt sich optimistisch: „Wir glauben, wie immer, an eine gute Zusammenarbeit mit der Stadt Gent. In einem Interview für einen Zeitungsartikel, hat Gents Bürgermeister, Mathias De Clercq, betont, dass es nicht seine Absicht sei, Kompass dichtzumachen.“
„Gents Bürgermeister betont, dass es nicht seine Absicht sei, Kompass dichtzumachen.“
Die Prognose ist jedoch nicht die allerbeste: Erst kürzlich musste der für seine Afterhour-Veranstaltungen bekannte Decadance-Club schließen – nach 22 Jahren. Auch hier hatte die Stadt Gent mehrere Maßnahmen ergriffen und schließlich gewonnen, da der Besitzer völlig zermürbt war und aufgab.
Besser sieht es für die nach wie vor florierende Berliner Szene aus. Erst vor Kurzem hat der Clubcommission Berlin e. V. im Rahmen der „Club Culture Berlin 2019“-Studie herausgefunden, dass der Club-Tourismus jährlich – Achtung! – rund 1,5 Milliarden Euro in die Stadtkassen spült und etwa 9000 Leute in diesem Segment arbeiten. Grund dafür seien schnell steigende Tourismuszahlen sowie die besonderen Events von Party-Mekkas wie Berghain, Watergate und Tresor, die einen USP für die Stadt böten. Aber auch Noch-Geheimtipps wie ://about blank oder Griessmuehle sollte man in diesem Zusammenhang nicht außer Acht lassen.