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Macht kaputt, was euch kaputt macht. Mit diesem Song beschrieben Ton Steine Scherben in den frühen Siebzigerjahren das Lebensgefühl einer wütenden, lauten und politisierten Jugend. Rund 30 Jahre später, um die Jahrtausendwende, als Ladytron ihre Karriere begannen, war die Welt eine andere geworden – und mit ihr hatte sich die Musik verändert. Ein Aufruf zur Revolte ist Ladytrons vergleichsweise sanft klingender Electropop gewiss nicht, obwohl der Name eines ihres bekanntesten Songs, Destroy Everything You Touch, durchaus so interpretiert werden könnte. Konsequent sind Ladytron trotzdem in allem, was sie tun. Nach dem 2011 veröffentlichten Album Gravity The Seducer wurde es ruhig um Helen Marnie und Co., siebeneinhalb Jahre sind seitdem vergangen. Wer dachte, ihr Feuer sei erloschen, war auf dem Holzweg, denn Ladytron sind wieder da. Feuer scheint sogar eines der Leitmotive ihres brandneuen Albums zu sein. In Sachen Außendarstellung setzt das Quartett aus Liverpool jedoch nicht auf überhitztes Getöse, sondern auf britisches Understatement – und auf ein einziges Wort: Ladytron. So heißt es nämlich, das sechste Album von Ladytron. VOLT hat Sängerin Helen Marnie zum Thema befragt.

Euer letztes Album Gravity The Seducer erschien vor mehr als sieben Jahren. Warum die lange Pause?
Das war so nicht beabsichtigt. Wir wollten einfach ein oder zwei Jahre pausieren, um alles auf Null zu stellen. Die Zeit hat aber die Angewohnheit, wie im Flug zu vergehen, und so waren fünf Jahre vergangen, bis wir erneut zusammenfanden, um an neuem Ladytron-Material zu arbeiten.

Was geschah in der Zwischenzeit?
Bis 2016 konzentrierte ich mich voll und ganz auf meine Solokarriere als Marnie. Es war mir wichtig, dem gerecht zu werden, und nicht alles durcheinanderzuwirbeln – deshalb wollte ich nicht gleichzeitig an Ladytron arbeiten.

Wann hast du damit begonnen, dich dem neuen Ladytron-Album zu widmen?
Ende 2016 begann ich damit, wieder für Ladytron zu schreiben.

Woher wusstest du, dass der richtige Zeitpunkt dafür gekommen war?
Wahrscheinlich war das so vorherbestimmt. Wir alle hatten uns Zeit genommen und wir alle hatten Material, das wir einbringen und untereinander austauschen wollten. Das war eine ziemlich spannende Phase für uns, wir waren ja länger nicht zusammen.

Ist es bald wieder an der Zeit für eine Europa-Tournee?
Ende Februar spielen wir in Mexiko und in den USA – wir hoffen, dass ab April einige Konzerte in Europa folgen werden. Es ist gut, auf die Bühne zu gehen und die neuen Songs zu spielen. Das ist immer das Beste.

Wie war es für euch, nach einer so langen Pause wieder ein Ladytron-Album aufzunehmen?
Eigentlich war es recht erfrischend und einigermaßen aufregend, gemeinsam in einem Raum zu sein und zu hören, wie sich alles zusammenfügte. Es fühlte sich an wie früher, aber es hatte auch etwas Neues, Unverbrauchtes.


Was war diesmal anders als bei früheren Aufnahmeprozessen?
Es ist alles beim Alten geblieben. In den ersten Phasen der Zusammenarbeit bringen Einzelne von uns ein neues Stück ein, dann werden die Dateien untereinander ausgetauscht. Wir sind ja um die ganze Welt herum verstreut, leben in verschiedenen Hemisphären  das verkomplizierte die Sache ein wenig. Wir mussten richtig gut planen, um alle gleichzeitig an ein und demselben Ort sein zu können.

Habt ihr die Songs diesmal von Angesicht zu Angesicht geschrieben?
Nein, das haben wir noch nie wirklich gemacht. So arbeiten wir nicht. Für mich ist das Schreiben von Songs eine sehr persönliche Angelegenheit, deshalb kann ich mir das nicht vorstellen.

Euer Album gehörte zu den heiß ersehnten Veröffentlichungen des Jahres. Setzte euch das unter Druck?
Nicht wirklich. Wir vollendeten die Songs vor ungefähr acht Monaten, kaum wissend, wie sehr das Album herbeigesehnt werden könnte oder wie es ankommen würde. Wir schreiben immer für uns selbst und nicht, um andere zufriedenzustellen. Dass so viel über das Album gesprochen wurde, machte mich absolut glücklich, doch jetzt können wir nichts mehr tun. Es hängt nun da draußen über dem Abgrund – hoffentlich werden die Leute es lieben.

Warum habt ihr es nach euch selbst benannt? Das kennt man eher von Musikern, die am Anfang ihrer Karriere stehen.
Es schien uns einfach sinnvoll zu sein. Nach einer derart langen Auszeit kam es uns richtig vor, so zu handeln, nach dem Motto: Hier sind wir. Wir sind wieder da!

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Ladytron heißt das neue Album von Ladytron! Wir verlosen es 5 x auf CD – alle Personen, die bis spätestens 28. Februar 2019 eine E-Mail mit dem Betreff „Ladytron“ – Name und Adresse nicht vergessen – an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! schicken, nehmen an der Auslosung teil. 

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Nach Abschluss des Gewinnspiels werden die erhobenen Daten nicht weiter verwendet und gelöscht.


Diesmal habt ihr einen eingängigeren, tanzbareren Sound erschaffen als sonst, ohne den unverwechselbar sphärisch-entrückten Ladytron-Stil aufzugeben. Handelt es sich um eine beabsichtigte Weiterentwicklung?
Von meiner Seite aus ja. Ich wollte Rhythmen miteinander verknüpfen, um Tanzbarkeit zu erzeugen. Das ist einfach ein weiteres Element, das den Sound dieses Albums mitbestimmt.

Werdet ihr wieder ein Remix-Album produzieren, so wie damals zu Gravity The Seducer?
Wer weiß, in Zukunft könnte das durchaus passieren. Es ist immer interessant, verschiedene Interpretationen eines Songs zu hören.

„Ich habe meine Familie einmal vor einem Hausbrand gerettet. Das Feuer scheint uns überallhin zu folgen.“



Sepulturas Igor Cavalera hat diesmal für euch Schlagzeug gespielt. Wie kam es dazu?
Daniel (Hunt) und Igor sind gute Freunde, die sich in Brasilien getroffen haben. Deshalb fragte Daniel ihn, ob er zu uns ins Studio kommen und ein paar Drums einspielen wolle. Ich würde sagen, Igor hat wirklich dazu beigetragen, einen Dance-Vibe zu erzeugen, indem er den Songs ein paar tolle Rhythmen verpasst hat. Die Tracks, an denen er beteiligt war, brachten neues Leben ins Studio. Sie knallen!

Auch Jim Abbiss, mit dem ihr schon öfter erfolgreich zusammengearbeitet habt, war erneut involviert. Welche Rolle spielte er?
Jim war diesmal als ausführender Produzent tätig.

Wie funktionierte die Zusammenarbeit mit ihm?
Er konnte nicht die ganze Zeit bei uns sein, aber wenn er es war, dann war es ziemlich inspirierend. Er besitzt dieses Talent, im Hintergrund mit analogen Geräten zu arbeiten und plötzlich einfach zu sagen, „lasst uns mit dieser Spur das hier versuchen.“ Dann präsentierte er üblicherweise eine epische Idee, die ganze Abschnitte veränderte.


The Island scheint nicht ganz dem für euch typischen Stil zu entsprechen. Das Stück erinnert an Bands wie Phantogram, was den satten Synthiesound und die verträumten 80er-Soundlandschaften betrifft, oder an Acts wie The Chain Gang Of 1974. Bitte erzähl uns etwas über diesen Song.
Der als 80er-Sound wahrgenommene Klang kommt wohl von dem Roland Juno-106, der den Song ziemlich stark prägt. Dieser Synthesizer hat die Fähigkeit, viel Wärme, aber auch raue Sounds zu erzeugen. Es ist ein Song, der beides bietet, denn bei oberflächlicher Betrachtung wirkt er düster, doch er vermittelt auch ein Gefühl der Hoffnung.

Das Thema Feuer scheint euch sehr wichtig zu sein. Fotos einer teilweise in Flammen stehenden Frau im Gravity The Seducer-Artwork, das Coverartwork eures neuen Albums und Songs wie Until The Fire oder Paper Highways – da stellt sich die Frage beinahe von selbst: Was fasziniert euch an diesem Thema, das eine Art Leitmotiv zu sein scheint?
Ich habe meine Familie einmal vor einem Hausbrand gerettet. Während wir tourten, hielten wir uns in Hotels auf, die in Brand gerieten – und in Edinburgh brannte einmal ein Veranstaltungsort nieder, nur eine Nacht, nachdem wir dort aufgetreten waren. Also, ja, das Feuer scheint uns überallhin zu folgen. Abgesehen davon liegt die Schönheit des Artworks darin begründet, dass das abgebildete Paar nicht etwa vor den Flammen zurückschreckt, sondern dass die beiden einander direkt hineinführen – bereit, sich allem zu stellen, was dort auf sie wartet.

Die Szene wirkt so, als sei sie einem David-Lynch-Film wie Twin Peaks: Fire Walk With Me oder einer Horrorserie wie Stranger Things entnommen worden.
Reuben (Wu) hat das Design entworfen. Er ist ein brillanter Fotograf, weshalb es für ihn ganz selbstverständlich war, das Coverartwork zu produzieren. Lynch-Fans sind wir alle; wir wünschten uns etwas sehr Düsteres und Unheimliches.


www.ladytron.com
Foto: Maria Louceiro

Interview: Catrin Nordwig, Kai Reinbold
Text und Übersetzung: Kai Reinbold

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