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Interview mit Sina -
Ein paar Flaschen Wein, Fast Food vom Inder: Check! Gemütliche Klamotten, Musik von damals: Check! ... Mädelsabend bei Sina! Hier wurde es oft geplant, doch nie realisiert, das längst überfällige Interview mit der einstigen Musikerin und Sängerin. Mit zwei fast parallel veröffentlichten Alben von Pzychobitch und S.I.N.A. erschien sie 2006 zum letzten Mal auf der Bildfläche. Doch was macht sie heute? Das wird sich so mancher in der langen Zwischenzeit gefragt haben, denn aus dem Szene-Gedächtnis ist sie nie komplett verschwunden.

Ende Februar war wieder Mädelsabend. Und diesmal öffnete Sina erst die Tür zu ihrer extraordinär eingerichteten Wohnung, und dann auch die großen Fotoalben und ein Stück ihres Herzens: VOLT durfte reinschauen ... und Ihr nun auch!


Du machst schon sehr lange keine Musik mehr – verfolgst du zumindest, was deine Kollegen von früher so treiben?
Manchmal interessiert mich das. Aber das geht auch ganz schnell wieder vorbei. Ich habe das Gefühl, dass sich da nicht viel ändert. Deshalb muss ich das gar nicht so verfolgen.

Ist musikalisch auch nicht mehr so dein Ding, richtig?
Mein Alltag hat sich einfach stark verändert. Diese Art Musik, die ich damals gemacht habe, ist nichts für zu Hause beim Kochen. Zumindest ich höre dann eher ruhige Sachen. Beim Ausgehen nehme ich, was kommt. Da mache ich alles mit.

Und wenn du mal in einem Szeneladen landest: Fühlst du dich dann wie auf Zeitreise?
Ja, total. Das hat etwas Nostalgisches. Wie beim Maschinenfest, wo ich 2018 mal wieder war. Ich lebe das und blühe darin auf. Das ist dann geil – aber nur für den Abend. Danach ist das wieder gegessen, einfach nicht mehr so nachhaltig wie damals.

„Ich möchte nicht ausschließen, dass ich irgendwann mal wieder singe.“ Sina


Fehlt dir etwas ohne das Musikmachen?
Manchmal. Ich habe jetzt einen kleinen Sohn, mit dem singe ich Kinderlieder oder versuche, ihm auch andere Musik näher zu bringen. Dann und wann hätte ich schon mal Bock, das alles wieder richtig rauszulassen. Aber die Gelegenheit bietet sich nicht.

Du strebst auch nicht an, irgendwo zu singen?
Aktuell nicht, aber möchte nicht ausschließen, dass das irgendwann mal passiert. Wenn mein Sohn größer ist, werde ich wieder mehr Zeit haben. Vielleicht treibt es mich dann doch wieder um.


Du warst wegweisend für einige Szene-Acts, vor allem für Frontfrauen. Wenn du jetzt zurückblickst – bist du stolz darauf?
Ich bin jetzt mal ganz ehrlich: musikalisch ist mir voll peinlich, was ich da gemacht habe. Imagemäßig finde ich das cool und witzig. Das ist etwas divers, weil ich aus heutiger Sicht total gerne etwas andere Musik gemacht hätte. Und ich glaube, dass ich damals vieles hätte besser machen können. Außerdem war das nicht wirklich neu. In dieser Szene, in diesem Genre, mit dem weiblichen Part – das vielleicht schon. Aber damit habe ich mir keine Medaille verdient und ich denke nicht, dass ich oder meine Musik nachhaltig Wirkung auf andere Leute hatte. Aber ja, ein bisschen stolz bin ich.

Gab es einen Moment, in dem du dachtest, Pzychobitch könnte richtig durch die Decke gehen?
Beim M’Era Luna 2004. Wir sollten im Hangar spielen. Leider hat es geregnet und alle kamen rein. Ich habe nur so durch den Vorhang durchgeguckt und gedacht: „Ach du Scheiße!“ Da standen über 5000 Menschen. Das war so ein Tag, der mir gezeigt hat, dass hier was geht. Die Leute haben Sachen auf die Bühne geworfen … Unterhosen – kein Witz. Und so einen Gummi-Herzball, aber den hat der Security-Typ aufgesammelt und nicht rausgerückt. Ich war echt traurig, weil ich hätte das Teil gerne gehabt. Wenn mir Leute schon mal was auf die Bühne schmeißen …


Den ersten Plattenvertrag hast du mit S.I.N.A. bekommen – relativ unverhofft …
Ja, bei HANDS. Wir hatten eigentlich gar keine Band und spielten spontan beim Shadowboxing in Wuppertal. Stefan [Böhm] hat mit Leif [Künzel] live gejammt – das war noch vor Mono No Aware – und meinte zu mir, ich soll mit auf die Bühne kommen und irgendwas machen. Also habe ich mich unter dem DJ-Tisch versteckt und angefangen rumzustöhnen. Bis Stefan irgendwann sagte: „Komm raus, das ist cool!“ Im Anschluss kam Udo von HANDS zu uns, weil er das veröffentlichen wollte. Wir waren total perplex – und fragten uns, was eigentlich genau. Daraufhin haben wir S.I.N.A. gegründet.
Der erste Plattenvertrag war schon geil, aber nichts, worauf wir hingearbeitet hätten. Klar, ich habe vorher immer Musik gemacht, Bass in Punk-Bands gespielt und so was. Da war es zumindest gedanklich immer das Ziel, auch mal etwas zu veröffentlichen. Und es ging so schnell weiter, auch mit Pzychobitch direkt im Anschluss. Das waren ein paar Jahre mit ganz viel Euphorie, die ich gar nicht richtig greifen konnte. Und genauso schnell war es auch wieder vorbei.

„Das waren ein paar Jahre mit ganz viel Euphorie, die ich gar nicht richtig greifen konnte.“ Sina


Ihr hattet mit eurem letzten Album Electrolicious, 2006, die Richtung gewechselt, was bei den Fans nicht ganz so gut ankam …
Das geschah auf mein Betreiben hin. Ich wollte nicht mehr auf Sex sells setzen und hatte einfach mehr Lust auf diesen Electro-Punk. Das fanden viele doof, und letzten Endes war das auch der Schlussstrich.


Wie war das, mit einem Album, in das viel Zeit und Herzblut geflossen ist, auf Ablehnung zu stoßen?
Das hat wehgetan, natürlich. Man überlegt sich ja etwas und entwickelt sich. Ich fand Electro-Punk viel cooler als diesen EBM-/Industrial-Kram. Ich war damals noch sehr jung und habe das nicht verstanden. Die Konsequenz war, aufzuhören.
Heute weiß ich, dass es falsch ist zu erwarten, dass andere diesen Weg mitgehen. Das konnte nicht funktionieren. Aber hätten wir die alte Schiene durchgezogen … wer weiß, wie es dann weitergegangen wäre? Vielleicht hätten die Leute auch bald gesagt, dass es langweilig ist. Deswegen bereue ich gar nichts. Das war es, was ich wollte – und ich wollte immer nur das machen, worauf ich Bock habe.



Fotos: Julia Beyer


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In Süddeutschland wohnen und perfekten Austin-Electro produzieren – das erlaubt sich Niko Martens seit geraumer Zeit mit seinem Projekt bent. Nach einigen Demos erschien nun der erste finale Track als Vorbote für eine Debüt-EP. Kann hier wirklich alles mit rechten Dingen zugehen?

Zumindest kommen die Parallelen nicht von ungefähr. Denn ein gewisser James Mendez (Jihad) sorgte Ende 2021 für die Initialzündung. „Wir sind schon länger befreundet gewesen. Bei einem Besuch spielte ich ihm einige Skizzen vor, er gab mir den Impuls, daran weiterzuarbeiten und eine VÖ anzustreben. Das war so eigentlich nie geplant“, sagt Niko zu VOLT.

Womöglich elementar: Der Freund aus Texas ließ etwas zurück. „James hatte mir sein Focusrite Interface geschenkt. Er verwendete es zuvor bei seinen Live-Auftritten und vermutlich auch für sein letztes Album.“ Das ist eine Erklärung für den brillanten Sound von bent. Dafür aber mindestens genauso wichtig: „Während des kreativen Prozesses greife ich instinktiv nach Chören, Flächen, Plucks und Bells. Melodieführung spielt dabei immer eine zentrale Rolle. Ich liebe elektronische Sounds mit Seele, die etwas auslösen … die ikonisch, zeitlos und organisch klingen – und Musik, die echt, authentisch und emotional ist.“

Echt, authentisch, emotional

Neben Depeche Mode waren es dann eben auch Mentallo & The Fixer, Benestrophe, Skinny Puppy oder FLA, die den Musiker prägten.

bent decades ep

Rund 20 Stücke nahmen Gestalt an, die ältesten drei davon – At This Place, Decades und Sirens Call – kommen in verschiedenen Versionen auf die EP. Bei einem Remix singt James Mendez (im Original ein Instrumental). Auch Amnistia, Object und Pyrroline konnten für Remixe gewonnen werden. Ansonsten macht der Aschheimer mit norddeutschen Wurzeln bis hin zu Mixing und Mastering alles selbst: „Getreu dem Motto, wenn’s nicht gut wird, geht‘s auf meine Kappe.“

Das wird mit Sicherheit nicht passieren. Im November oder Dezember 2023 soll die EP Decades erscheinen. Ein komplettes Album von bent folgt im kommenden Jahr.


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