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Was ist damals nach dem ersten und bis kürzlich einzigen Album geschehen? Es kamen zwar noch zwei Singles, aber danach war Schluss. Warum habt ihr nicht weitergemacht?
Oz: Der Wendepunkt kam für uns als Bobby krank wurde [Bob Glennie starb 2005 an einem Hirntumor – Anm.]. Jamie und ich haben Empirion zwar am Laufen gehalten und auch Gigs gespielt, aber es war schwer, sich umzustellen und ohne ihn weiterzumachen. Die Dynamik der Band hatte sich verändert und irgendwann ließen wir es sein.
Viele Leute kannten euch in den 90ern nur wegen des Firestarter-Remixes und haben vermutlich nie eins eurer eigenen Stücke gehört. Hat das genervt oder überwog der Stolz auf den Remix, der überall hoch und runter lief?
Jamie: Natürlich waren wir stolz auf den Remix, der offenbar wirklich Spuren hinterlassen hat. Sowohl Fans von The Prodigy als auch Anhänger der düstereren Electro-Szene haben ihn abgefeiert. Es war nie ein Problem für uns, dass manche Leute über diesen Mix auf Empirion aufmerksam geworden sind und das wird es auch niemals sein, denn unserer Meinung nach ist genau das der Grund, warum wir Remixe machen. Aber es gab auch ein Leben vor dem Firestarter-Mix, unsere Hardcore-Fans haben uns von Anfang an supportet.
2010/2011 hatten sich Empirion zumindest für einige Live-Shows wiedervereinigt. Mehr ist daraus nicht geworden, zumindest erschien kein neues Release. Hattet ihr da noch keines geplant?
O.: Wir hatten keine Erwartungen. Wir spielten auf einer Megadog Party – Megadog waren damals Promoter und Partyveranstalter. Dann kam noch eine und noch eine Show. Es gab keine Pläne für eine neue Veröffentlichung. Ich war ja auch noch mit KLOQ am Start, daher war meine Zeit ohnehin sehr begrenzt. Doch als wir weitere Booking-Anfragen erhielten und Gigs spielten, haben wir beide gedacht, dass es vielleicht ganz gut wäre, neues Material zu schreiben. Zwei oder drei neue Tracks sind fertig geworden, die haben wir in unsere Live-Sets eingebaut. Das hat super funktioniert, weshalb wir zumindest eine EP machen wollten. Es entstanden weitere Tracks und mit der Zeit ist aus der EP ein Album geworden.
Oz, was wird mit KLOQ geschehen? Kannst du dir vorstellen, die Aktivitäten wieder aufzunehmen? Das zweite Album Begin Again fiel leider ziemlich durch. Warum hast du die zuvor mit Move Forward eingeschlagene Richtung so stark geändert?
O.: Ich bezweifle stark, dass KLOQ jemals wiederbelebt wird. Nach dem das erste Album rausgekommen war, ist der Sänger aus persönlichen Gründen ausgestiegen. Damit änderte sich alles. Es gab auch einen Managementwechsel. Ich habe dann angefangen, neues Material zu schreiben, das mehr song- und nicht mehr so track-orientiert war. Als wir einen neuen Sänger fanden, machte das den Sound von KLOQ noch kommerzieller. Es ist echt schade, aber im Rückblick hatte ich zumindest eine gute Zeit und bin stolz auf einiges von dem Material.
Die elektronische Szene hat sich seit den 90ern verändert. Oz hat wie gesagt über die Jahre weiterhin mitgemischt und war ziemlich erfolgreich mit KLOQ. Wie war das bei dir, Jamie? Warst du auch umtriebig und hast die Entwicklung der Szene verfolgt?
J.: Ja, ich habe ein paar Tracks mit Pete Crossman, einem Produzenten, mit ich seit vielen Jahren befreundet bin, gemacht. Das waren ziemlich düstere, progressive Electro-Tracks. Ich habe die düsterere Szene stets im Blick behalten, Sachen gehört, die ich gut fand, und – wenn ich ehrlich bin – noch mehr, das ich nicht mag. Ich tauche aber nie zu tief in irgendeine Szene ein. Das macht keiner von uns, wir bevorzugen es, immer ein bisschen außen vor zu bleiben, das ist cool. Wenn man einmal zu tief in einer Szene drinsteckt, kann man davon beeinflusst werden und schreibt unter Umständen nur noch Musik für genau diese Szene.
„Wir tauchen nie zu tief in eine bestimmte Szene ein, bevorzugen es, immer ein bisschen außen vor zu bleiben.“ Jamie Smart
War es schwierig, nach so langer Zeit den gemeinsamen musikalischen Nenner wiederzufinden? Oder ist von Anfang an klar gewesen, wohin die Reise gehen würde?
J: Das war nicht ansatzweise klar, nein. Wir mussten uns neu aufeinander einstellen und darüber verständigen, welchen Platz Empirion heutzutage einnimmt, in welcher Beziehung die Band zu verschiedenen Szenen steht und in welche Richtung unsere Musik gehen soll. Aber wir hatten immer schon die Fähigkeit, einfach das zu machen, was sich natürlich entwickelt, unserem Herzen zu folgen und uns nicht zu viele Gedanken darüber zu machen, wie die Leute darüber denken.
Es scheint, als wolltet ihr auf Resume Elemente der Neunziger (Trance, Big Beat, Techno, EBM) in einen aktuellen Kontext setzen, mit Gegenwart und Zukunft verbinden. War dies tatsächlich euer Ziel?
J.: Irgendwie schon, ja. Wir haben immer versucht, unseren musikalischen Wurzeln treu zu bleiben. Wir kommen beide aus derselben musikalischen Ecke und es gibt Elemente daraus, die uns immer verfolgen. Der frühe EBM-Sound ist beispielsweise interessant für uns wegen der harten und rohen elektronischen Sounds, Baselines, Synth-Lines, Synth-Riffs und Vocals. Darüber hinaus haben wir aber auch eine Vorliebe für die Rave- und Dance-Kultur mit ihren fetten, definierten Beats, Breakbeats und Synths. Unsere Musik ist ein großer Schmelztiegel für all diese Einflüsse.
Obwohl die Tracks des Albums einzeln betrachtet sehr unterschiedlich sind und jeder in eine eigene Richtung geht, wirkt Resume homogen. Wie habt ihr das gemacht?
O.: Wir haben einfach eine Vorliebe für bestimmte Element aus verschiedenen musikalischen Richtungen. Die Riffs und Sequenzen, die wir machen, werden daher von Track zu Track immer zueinander passen. Wir haben oftmals absichtlich dieselben Effekte, Plugins und Synth-Sounds verwendet, damit jeder Track eine Verbindung zum nächsten hat. Es ist wichtig für uns, dass das Album wie aus einem Guss klingt.
„Es ist wichtig für uns, dass das Album wie aus einem Guss klingt.“ Oz Morsley
Stand euch noch euer altes Equipment zur Verfügung oder musstet ihr das Studio neu ausrüsten?
O.: Wir haben alles neu gemacht. Heutzutage kommt bei uns alles aus Rechnern. Wir haben allerdings auch einiges an altem DAT-Material gefunden, was praktisch war und dem Ganzen einen externen analogen Noise-Anstrich verliehen hat. Aber primär haben wir alles digital produziert. Wir versuchen natürlich immer noch, das Beste aus unserem Equipment herauszuholen, aber wir wissen einfach, was den Empirion-Sound ausmacht. Wir sind uns darüber bewusst, dass wir uns unsere Sporen mit analogem Sound verdient haben, wenn wir ehrlich sind, und haben damals sogar für Gigs unser ganzes Studioequipment mitgeschleppt – aber wir haben heute auch nichts gegen ein einfacheres Leben.
Wie lief die Produktion des neuen Albums?
O.: Die Erwartungen an ein neues Album zu erfüllen, war schon krass. Oberstes Ziel war, damit unseren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden und den Namen Empirion weiterleben u lassen. Wir wissen auch, dass die Leute, die die Band lieben, nicht weniger als 100 Prozent von uns erwarten und es mit unserer vorherigen Arbeit vergleichen werden. Das komplett zu verwirklichen, war eine große und stressige Aufgabe, aber irgendwann haben wir uns von diesen Gedanken freigemacht und einfach das getan, was sich richtig anfühlte. So hat alles seinen Lauf genommen. Nur das Gefühl, dass wir noch lange nicht mal ansatzweise das gemacht haben, wozu wir eigentlich fähig sind, das blieb bis heute. Immer, wenn wir einen neuen Track oder Remix fertig haben, reflektieren wir darüber und versuchen, es beim nächsten Mal noch besser zu machen.
Habt ihr einen Wunsch hinsichtlich der Rezeption? Vielleicht sogar die Hoffnung, bestimmte Bereiche elektronischer Tanzmusik, die etwas aus dem Fokus geraten sind und zuletzt keine breite Masse mehr ansprachen, zu reanimieren?
Wir möchten, dass die Leute die Musik so nehmen, wie sie ist, und sie nicht zu sehr analysieren. Natürlich wollen wir Empirion zurück auf die Landkarte bringen, versuchen aber nicht krampfhaft, damit bei Puristen unter die Haut zu dringen. Ebenso wenig wollen wir Leute damit verärgern, auch wenn klar ist, dass es immer welche geben wird, die sich nicht dafür interessieren. Das ist völlig okay.
Was sind eure Pläne für die nächste Zeit?
O.: Es stehen einige Festivals und Einzelgigs an, worauf wir uns schon freuen. Und wir haben noch neues Material und Remixe, die wir Ende des Jahres veröffentlichen werden, für dieses Release bereiten wir gerade alles vor. Es wird ein ganz neuer Track darauf zu finden sein, den wir erst vor ein paar Wochen fertiggestellt haben. Wir pushen uns immer weiter und schreiben neues Material, wann immer wir können, um ein weiteres Album fertigzustellen. Das wird dieses Mal aber hoffentlich nicht wieder 23 Jahre dauern!
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Interview: Jörn Karstedt
