Können kaum erwarten, dass endlich Oktober ist: Cryo machen ein Fass auf
Drei Fässer, deren Inhalt in einer stolzen Bier-Metropole am Rhein gebraut worden ist, ein Kulturpark mitten in der sächsischen Pampa und ein Pagodenzelt, das einer Horde Schweden als temporäre Behausung dient: Wie geht das zusammen? Zumindest die Punkte zwei und drei sind schnell verbunden und zugleich aufgelöst: Wir befinden uns in Deutzen bei der Nocturnal Culture Night, es ist früher Abend des Festival-Freitags und Cryo mischten gerade die zahlreich vor der Weidenbogenbühne erschienenen Freunde ihres mächtig pumpenden Kühlschrank-Electros auf. Hinter der Bühne, in der mobilen Garderobe, lagert Kölsch – hektoliterweise. Doch dies nicht etwa, weil an Ort und Stelle ein rauschendes Fest geplant ist: Die Schweden haben etwas anderes vor, wie sie uns erzählten. Und damit sind wir wieder bei Punkt eins angelangt.
Der Tag war super, aber wir hatten gestern eine echt lange Fahrt. 14 Stunden bis nach Deutzen. Wir fragen uns wirklich jedes Mal, warum wir so dämlich sind und ewig fahren, um später 40 Minuten auf der Bühne zu stehen. Wir schlafen in Leipzig – bis morgen früh um 6. Dann geht’s wieder 14 Stunden zurück. Und dann wird sie wieder kommen, diese Frage: Warum zur Hölle machst du das?! Die Antwort: Genau für so etwas wie heute! Ich war ein wenig überrascht, dass so viele Leute zu unserer Show gekommen sind, weil sie am Nachmittag war.
Ihr habt erst ganz kurz vor der Show noch eine wichtige Effekt-Box bekommen. Was war das für eine Aktion?
Das ist das beste Beispiel dafür, dass diese Szene einfach großartig ist: Die Leute helfen sich gegenseitig! Ein Teil unseres Equipments hatte sich im Vorfeld verabschiedet, also habe ich bei Facebook gefragt, ob jemand aus Bremen zur NCN fährt und uns eine neue Effekt-Box mitbringen kann. Keine halbe Stunde später meldete sich jemand mit „Ja klar!“.

Ihr habt ziemlich viele neue Songs gespielt – das wagen sich nicht so viele Bands …
Wir haben im Vorfeld diskutiert, ob es noch zu früh ist, den Leuten so viele Songs des neuen Albums vorzusetzen. Wir haben sogar nur zwei, drei alte Tracks gespielt. Aber wir dachten uns, dass die neuen Songs früher oder später auch alt sein würden, also warum nicht? Shows auf Festivals sind anders, die meisten spielen gern Best-Of-Sets. Aber dieses Mal wollten wir das einfach mal versuchen.

The Kölsch Crisis! Ich mochte Kölsch schon immer. Ich bin immer schon sehr oft in Köln gewesen, auch als ich jung war. Vor 20 Jahren war ich bei der Popkomm und alle standen auf Kölsch. Mattias von Spark! und ich machen immer verrückte Sachen. Man sollte uns besser nicht zusammen alleine in einem Raum lassen. Das ist wirklich die dümmste Idee, die man haben kann. Letztens, beim Amphi, war es unsere wichtigste Mission, ins Sion-Brauhaus zu gehen. Da viele Bands von meinem Label Progress Productions dort gespielt haben, dachten wir uns, dass wir doch einfach eine Progress-Party machen könnten. Also sind wir dort mit Agent Side Grinder, Henric de la Cour, Hearts Of Black Science, Cryo und Spark! aufgeschlagen.
Fazit: Kölsch ist vermutlich das beste Bier weltweit! Dann ist Mattias und mir eingefallen, dass es bei der NCN kein Kölsch geben wird. Das war wirklich ein großes Problem. Also haben wir auf Facebook gepostet, mehr aus Spaß eigentlich. So hat das alles seinen Lauf genommen. Das Resultat ist dort hinten zu sehen. Selbst Chris von der NCN-Crew hat uns ‘ne Flasche mitgebracht. Ein herrlicher Spaß!

Aber ihr wollt das nicht alles noch heute Abend trinken …
Nein! Wir planen ein Oktoberfest bei uns! Wir werden alle Regeln brechen und nichts aus Bayern trinken – nur Kölsch! Ein Oktoberfest in meinem Apartment. Das wird großartig! Ich war zwar noch nie bei dem echten, echten in München, aber wir wissen, wie so was läuft. Selbst in Göteborg gibt es eins: Schon im August! Das liegt aber eher daran, dass der schwedische Sommer bereits im August endet. Danach will niemand mehr vor die Tür gehen. Der schwedische Winter ist eine schreckliche Zeit. Dunkel. Das ist der Grund, warum die schwedischen Electro-Bands alle so depressive Musik machen beziehungsweise ewig lange für eine neue Produktion brauchen. Alle sitzen ein halbes Jahr lang nur zu Hause, blasen Trübsal und betrinken sich.
Aber ihr seid sicher, dass eure Fässer den heutigen Tag überleben werden?
Definitiv!
www.cryodome.com facebook.com/cryosweden Live-Fotos: Alexander Jung | ![]() | ![]() |