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100blumen / Van Bloomen Interview -
Die Maßnahmen zur Bekämpfung des Corona-Virus haben viele Eventpläne vereitelt. Marcel van Blumen erwischten sie doppelt und dreifach. Der Düsseldorfer wollte im Frühjahr zum einen vor der angekündigten Bandpause von 100blumen noch einmal live durchstarten und zum anderen sein Synthwave-Soloprojekt Van Bloomen richtig an den Start bringen.
Stattdessen: Absage über Absage, und dazu noch Ebbe im Job. Wir haben die aufgezwungene Ruhe zum Anlass genommen, um uns mit dem Industrial-Punk zumindest in digitaler Form auf ein Bier zu verabreden.

Durchstarten unter erschwerten Bedingungen


volt interview van bloomenDu bist, wie viele andere Künstler auch, eiskalt von Ausgangssperren und Absagen erwischt worden. Das Van-Bloomen-Album Geist ist erschienen und eigentlich hätten erste Liveauftritte mit der Scheibe angestanden, unter anderem beim Elektroanschlag-Festival in Altenburg. Was hat das Virus alles durcheinandergewirbelt, wie groß war die Enttäuschung?
Da kommt einiges zusammen. Ich bin nicht nur als Künstler betroffen, sondern auch beruflich. Eventtechnik und Messebau: Das waren die ersten Jobs, die weg waren. Schnell war klar, dass Konzertabsagen folgen werden.
Da ich schon einige Tage zu Hause saß und Zeit zum Nachdenken hatte, war ich bei den Absagen relativ gefasst. Doch insbesondere beim Elektroanschlag bin ich lange nicht gewesen. Mit 100blumen hatte ich 2007 dort gespielt, auch als Besucher war ich bereits da. Ich hätte Leute getroffen, die ich selten sehe, auf die ich mich gefreut hatte. Der Gig wäre genau der richtige Rahmen für das Van-Bloomen-Release gewesen.
Darüber hinaus sind uns mit 100blumen etwa sechs bis acht Konzerte im Frühjahr flöten gegangen. Keiner kann sagen, wie lange die Situation so bleibt und wie viele Konzerte noch ausfallen werden. Schuld hat niemand. Aber die Enttäuschung ist riesig und man beginnt sich Sorgen zu machen.

100blumen wollen pausieren, die EP Das Ende leitete die Auszeit bereits passend ein. Wird das geplante Ende nun verschoben?
Die Konzerte möchten wir auf jeden Fall nachholen. Ob und wenn Ersatztermine stattfinden, ist unklar. Wir wollen auf jeden Fall den Fans, die sich auf uns gefreut hatten, die Möglichkeit geben, uns noch mal live zu sehen. Und etwas Geld einnehmen, um uns den Proberaum während der Pause leisten zu können.
Ich will auch mit meinem Job wieder auf eigenen Füßen stehen. Das geht jedoch nicht, wenn wir noch 30 Konzerte im Jahr spielen, für die wir zwar Geld bekommen, aber längst nicht genug, als dass einer von uns dreien seinen Lebensunterhalt damit bestreiten könnte. Unser Gitarrist Chris, auch in der Veranstaltungstechnik beschäftigt, sitzt wie ich zu Hause. Drummer Malte dagegen arbeitet im Pflegedienst. Bei ihm brummt es derzeit. Er schiebt Zwölf-Stunden-Schichten und geht gerade sowohl physisch als auch psychisch echt am Stock. Deshalb müssen wir wahrscheinlich komplett umdenken.

„Ich werde immer wieder gefragt, ob ich nicht alte Sachen von 100blumen spielen will.“ Marcel van Blumen

War es geplant, dass Van Bloomen dann startet, wenn 100blumen Pause machen?
Da gibt es eine indirekte Vorgeschichte. Ich werde immer wieder gefragt, ob ich nicht alte Sachen von 100blumen spielen will. Das habe ich vor circa vier Jahren mal im AZ Mülheim gemacht. Aber das möchte ich nicht dauerhaft tun, das widerspricht dem, was 100blumen mittlerweile sind. Wir existieren als Band mit drei Leuten mittlerweile länger als meine One-Man-Show unter diesem Namen.
Gleichzeitig habe ich angefangen, wieder mehr mit elektronischen Elementen zu experimentieren, die für 100blumen nicht geeignet sind. Und so ergab das eine quasi das andere: Van Bloomen und die Idee, damit Konzerte zu spielen und ältere Sachen aus der Frühphase von 100blumen zu reaktivieren. Ich habe dann mit den ersten Liedern begonnen, daraus ist ein Tape geworden [1987, Anm. d. Red.], das ich verschickt habe. Und während ich in der Zwischenzeit schon an weiteren Stücken arbeitete, hat sich unter anderem Frank D‘Angelo von Dark Dimensions gemeldet. Wir sind ins Gespräch gekommen und haben beschlossen, das gemeinsam zu machen. Ich habe die Stücke vom Demo noch mal bearbeitet und Lieder dazu gepackt, woraus das Geist-Album entstand.


 
Obwohl du damit musikalisch eher der frühen, krachigeren 100blumen-Zeit verhaftet bist, erscheint das Album nicht bei einem der üblichen verdächtigen Labels ...
Ja, aber das finde ich gar nicht so schlecht. Stefan [Alt, Anm. d. Red.] hat die Sachen früh gehört, fand sie auch okay, aber hat sich zu der Zeit gerade in der Auflösung beziehungsweise Umstellung seines Labels Ant-Zen auf digitale Releases befunden. Ich habe das Demo aber auch nicht so vielen Leuten vorgeschlagen.




War es dir wichtig, einen physischen Tonträger in der Hand zu haben?
Ja. Bei 100blumen ist Vinyl unser Hauptmedium. Mit einer CD bin ich bewusst einen anderen Weg gegangen. Vielen ist das Medium mittlerweile egal, aber ich wollte eins, das man in der Hand halten kann. Privat kaufe ich Schallplatten, lasse die dann aber meist im Karton stehen und höre die Musik bei Spotify [lacht]. Das liegt aber auch an meinem alten Plattenspieler, der keinen guten Klang hat.



Du hast mit dem Medium Live-Stream experimentiert, um das Van-Bloomen-Release wenigstens digital zu feiern. Wie war das für dich?
Ich habe dabei ein bisschen was getrunken. Also für mich war es super [lacht]. Aber im Ernst: Wir haben versucht, das Beste daraus zu machen. Es ist schon etwas seltsam, wenn man in einem Wohnzimmer steht und mit nur zwei Leuten einen abdudelt. Ich hatte währenddessen keine Zeit zu schauen, ob im Chat jemand etwas schreibt, und war auch von der Qualität des Streams bei Facebook etwas enttäuscht. Interessant war das allemal. Wer weiß, wie lange das Corona-Ding uns noch so abgeschottet hält und ob wir solche digitalen Events wiederholen ... die Zukunft ist das für mich nicht. Ohne Publikum ist es kein richtiges Live-Konzert. Ich glaube, wir sind alle froh, wenn wir wieder auf Konzerte gehen können!

„Die Zeiten lassen auch nicht zu, dass um den heißen Brei geredet wird.“ Marcel van Blumen

Du hast während des Gigs das Hemd über deinem T-Shirt ausgezogen und eine klare Botschaft über den Äther geschickt. Wären 100blumen oder Van Bloomen ohne politische Message denkbar?
Nein. Es ist kein Geheimnis, dass ich Antifaschist bin. Die Zeiten lassen auch nicht zu, dass um den heißen Brei geredet wird. Ich bin auch nicht heiß darauf, dass Leute zugucken oder meine Musik hören, die einfach scheiße im Kopf sind.


www.facebook.com/VanBloomen
www.facebook.com/100blumen
Session-Foto: Fabian Meier

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In Süddeutschland wohnen und perfekten Austin-Electro produzieren – das erlaubt sich Niko Martens seit geraumer Zeit mit seinem Projekt bent. Nach einigen Demos erschien nun der erste finale Track als Vorbote für eine Debüt-EP. Kann hier wirklich alles mit rechten Dingen zugehen?

Zumindest kommen die Parallelen nicht von ungefähr. Denn ein gewisser James Mendez (Jihad) sorgte Ende 2021 für die Initialzündung. „Wir sind schon länger befreundet gewesen. Bei einem Besuch spielte ich ihm einige Skizzen vor, er gab mir den Impuls, daran weiterzuarbeiten und eine VÖ anzustreben. Das war so eigentlich nie geplant“, sagt Niko zu VOLT.

Womöglich elementar: Der Freund aus Texas ließ etwas zurück. „James hatte mir sein Focusrite Interface geschenkt. Er verwendete es zuvor bei seinen Live-Auftritten und vermutlich auch für sein letztes Album.“ Das ist eine Erklärung für den brillanten Sound von bent. Dafür aber mindestens genauso wichtig: „Während des kreativen Prozesses greife ich instinktiv nach Chören, Flächen, Plucks und Bells. Melodieführung spielt dabei immer eine zentrale Rolle. Ich liebe elektronische Sounds mit Seele, die etwas auslösen … die ikonisch, zeitlos und organisch klingen – und Musik, die echt, authentisch und emotional ist.“

Echt, authentisch, emotional

Neben Depeche Mode waren es dann eben auch Mentallo & The Fixer, Benestrophe, Skinny Puppy oder FLA, die den Musiker prägten.

bent decades ep

Rund 20 Stücke nahmen Gestalt an, die ältesten drei davon – At This Place, Decades und Sirens Call – kommen in verschiedenen Versionen auf die EP. Bei einem Remix singt James Mendez (im Original ein Instrumental). Auch Amnistia, Object und Pyrroline konnten für Remixe gewonnen werden. Ansonsten macht der Aschheimer mit norddeutschen Wurzeln bis hin zu Mixing und Mastering alles selbst: „Getreu dem Motto, wenn’s nicht gut wird, geht‘s auf meine Kappe.“

Das wird mit Sicherheit nicht passieren. Im November oder Dezember 2023 soll die EP Decades erscheinen. Ein komplettes Album von bent folgt im kommenden Jahr.


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