Wann wart ihr zuletzt bei H&M? Und wann seid ihr das letzte Mal nicht mit leeren Händen wieder aus einer der unzähligen Filialen herausgetreten? Als die Kreativabteilung der Fashion-Kette entdeckte, dass Witch-House-Optik außerordentlich kleidsam sein kann? Als Joy Division für unknown pleasures von der Kleiderstange sorgten? Oder vielleicht, als die Chef-Einkäufer einen ihrer seltenen Geistesblitze hatten und EBM-Fans mit einer Richard-23-Gedächtnis-Cargohose überraschten? Das wäre dann allerdings rund 25 Jahre her.
Wie dem auch sei: Wer prinzipiell einen großen Bogen um diese Läden macht, tut garantiert nichts Falsches. Hexenkram gibt’s auch woanders, das Joy-Division-Thema ist in seinen unzähligen Abwandlungen viel witziger und Hosen mit noch mehr Schnallen und noch dickeren Taschen hat der Army-Shop. Dort bekommt man auch gleich noch die passende Jacke – und Tarnnetze für die heimische Wohnzimmerdecke. Warum also das Getöse um eine Kette, die niemand wirklich braucht?
Weil mal wieder etwas Eigenartiges passiert ist: Im Regal neben dem weißen Hoodie mit „Unknown Pleasures“-Radiowellen liegt aktuell ein schwarzer Kapuzenpullover mit NIN-Logo auf der Brust und dem Nine-Inch-Nails-Schriftzug auf dem Ärmel. Bootlegs sind dies natürlich nicht, sondern 1A lizensierte Produkte. Abgesehen davon, dass Trent Reznor in den Neunzigern nicht im Traum eingefallen wäre, einem Deal mit H&M zuzustimmen: so hätte er damals viele (weitere) Millionen verdienen können. Mit Sicherheit rückte er auch heute sein ikonenhaftes Logo nicht gratis für die Massenfertigung heraus. Die Frage, die vielleicht nie beantwortet werden wird, ist also: Warum tat er es gerade jetzt?

Die Produktlinie ist momentan noch sehr übersichtlich. Vorschläge für künftige Kooperationen: Hurt-Schmerzmittel bei DocMorris, Starfuckers-Becher bei Starbucks, perfekte Drogen für den Görlitzer Park und extragroße Nageleisen bei Hornbach.
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