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Philipp Münch -
Neues Jahr, neue Festivals! Für Fans düsterer Noises beginnt das Jahr 2020 mit dem Jubiläum des Labels audiophob, das die Industrial-Ambient-Geschmacksnerven seit 2004 bestens bedient. Erstmals präsentieren sich die Acts des Labels an zwei aufeinanderfolgenden Tagen, auch musikalischen Mitstreitern wird eine Bühne geboten. Die Top-Gelegenheit für VOLT, sich einen Szene-Haudegen mit Aktien in mehreren außergewöhnlichen Bands und Projekten für ein Kaltgetränk zu schnappen: Prost, Philipp Münch!

Wie hat 2020 für dich in musikalischer Hinsicht begonnen?
Relativ aktiv, mit zwei Ereignissen im Januar: einem Internetkonzert mit The Rorschach Garden und dem Mandelbrot-Auftritt hier beim audiophob-Festival. Eine schöne Packung zu Jahresbeginn. Vor allem, weil es zwei ganz unterschiedliche Projekte sind. Mit The Rorschach Garden haben wir eine lange Geschichte, es ist mein ältestes Projekt. Ursprünglich waren wir zu dritt auf der Bühne, dann ist Natascha weggezogen ... schwierig, das Projekt in dieser Form aufrechtzuerhalten, weshalb wir irgendwann gesagt haben, dass wir das einstellen. Aber irgendwie konnte ich doch nicht die Finger davon lassen.

Den Namen The Rorschach Garden habe ich erstmals 1988 verwendet, was rückblickend vielleicht keine kreative Meisterleistung war: eine Kombination aus Click Clicks Rorschach Testing – habe ich übrigens neulich wiederentdeckt, immer noch ein fantastisches Album – und The Tear Garden. Und jetzt mache ich das alles alleine, was etwas gedauert hat, da ich ursprünglich auf der Bühne weder gesungen noch Synthies gespielt habe. Das kriege ich noch immer nicht so super hin. Ich habe nie Klavierspielen gelernt, vieles bei mir folgt dem Do-it-yourself-Prinzip. Aber letztlich bin ich da sehr der Punk-Idee verhaftet.

Mandelbrot geht in eine ganz andere Richtung, und der Gig beim audiophob wird noch einmal ganz anders sein als das, was wir sonst machen. Natürlich wird das auch ambient werden, aber deutlich rhythmischer  und da wir ganz aktuell auf 30 Jahre Ars Moriendi blicken, greifen wir auch darauf zurück.

Philipp Muench VOLT Interview 2020 2Beide Gigs haben komplett unterschiedliche Rahmen: Internetgig vs. kleines Undergroundfestival. Interaktion ja oder nein, was nimmst du da für dich mit?
Das Internetkonzert war nicht ganz ohne Publikum. Mit 12, 13 Freunden und Bekannten fand es in sehr intimer Atmosphäre statt. Das war im Rahmen einer Konzertreihe, die bei Freunden von uns im Wohnzimmer stattfindet. Die lassen sich immer viel einfallen mit der Deko und so, das ist eine total abgefahrene, schöne Geschichte. Dieses Podcast-Ding ist auch noch nicht so wahnsinnig etabliert, alle lernen noch und wachsen mit ihren Aufgaben. Beim Musikmachen ist das nicht anders: Man ist nie perfekt, nie fertig.

Eigentlich ist das ein Spiel mit unendlich vielen Kombinationsmöglichkeiten, und es wächst immer weiter. Zwischendurch hat man auch mal wieder andere Ideen und andere Einflüsse, dann ändert sich das Konzept erneut. Es ist sehr organisch und sehr lebendig. Da wird mir klar: Ich bin froh, dass ich nie wirklich einen großen Durchbruch hatte. Ich kann musikalisch nach wie vor, zu jeder Zeit, das tun und lassen, wozu ich Lust habe.

„Ich bin froh, dass ich nie wirklich einen großen Durchbruch hatte.“ Philipp Münch


Du jonglierst mit unglaublich vielen Projekten. Was können wir von dir und deinen Mitstreitern in diesem Jahr erwarten?
Es wird definitiv eine neue Synapscape kommen. Außerdem eine neue Philipp Münch, die sich ganz explizit mit 30 Jahren Ars Moriendi auseinandersetzt. Die wird auch Philipp Münch plays Ars Moriendi heißen. Ich nehme Stücke von Ars Moriendi mit heutigen technischen Mitteln auf. Das wird eine ganz interessante Geschichte, auch mit vielen Gastbeiträgen anderer ehemaliger Mitglieder.  

Podcasts oder Plattformen wie Bandcamp, die du auch selbst nutzt, bieten neue Wege, Musik zu streuen. Wie stehst du zu diesen neuen Methoden und welche Absichten verfolgst du, wenn du – wie 2019 mit Philipp-Münch-Veröffentlichungen geschehen – Musik auch schon mal for free raushaust?
Science And Mankind ist parallel zu einem anderen Album entstanden und ich hatte keine Lust, mich einer weiteren Konzeptgeschichte zu widmen, sondern wollte ganz frei Schnauze Philipp Münch machen. Ursprünglich war das Album noch länger, was nicht funktionierte. Dann habe ich es auf eine Dreiviertelstunde gekürzt. So ist es ein schönes Album.



Mir ist wichtig, Musik der Allgemeinheit zugänglich zu machen, ihr ein Heim zu schaffen und etwa das alte Material von Ars Moriendi dafür noch mal zu mastern. Wir haben das in der Vergangenheit schon auf Tapes und CDs verkauft, da will ich jetzt nicht auch noch für die digitale Version Geld haben. Wenn die Leute aber etwas dalassen möchten, dann sag ich nicht nein. Ich finde das nett, aber es muss auch nicht sein. Es geht einfach nur darum, dass diese Dinge der Allgemeinheit erhalten bleiben, eben auf einem neuen Medium, für eine neue Zeit.

„Diese Szene ist ganz stark vom Miteinander geprägt.“ Philipp Münch


Neue Zeit … ein gutes Stichwort zum Abschluss! In der fast unüberschaubaren „Krach-Szene“ gab es zuletzt einige Einschnitte: Das Maschinenfest gibt es nicht mehr, Stefan Alt hat bei Ant-Zen die Veröffentlichungspolitik komplett umgestellt, Audiotrauma geht neue Wege. Wie siehst du aktuell den Status quo?
Ich sehe das mittlerweile distanzierter. Musikmachen und Musikhören macht mir nach wie vor riesigen Spaß, aber andere Dinge werden wichtiger. Nicht dass sie die Musik ablösen, so ist es nicht! Aber draußen in der Natur zu sein, ist heute beispielweise wesentlich wichtiger für mich, als es vor zehn Jahren war. Vielleicht hat das auch was mit dem Altwerden zu tun.

Das Schöne an der Szene war schon immer, dass es überhaupt nicht darum geht, der Coolste oder Tollste zu sein, sondern dass es eine Szene ist, die ganz stark vom Miteinander geprägt ist. Deswegen sind wir schon so lange dabei. Man kann so viele wundervolle Menschen immer wieder in diesem Rahmen treffen. Aber es ist natürlich auch schade, dass nur wenige junge Leute den Weg zu uns finden. Dadurch ist es aber auch eine sehr verschworene Gemeinschaft. Es gibt wenige Neuzugänge und wir werden alle zusammen immer älter … irgendwie ein bisschen Segen und Fluch zugleich.




www.facebook.com/philippmuench.de

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Es ist das Album, auf das keiner mehr zu hoffen gewagt hat. Auf Noesis legiert und veredelt Adi Newton das, was sein Werk zwischen 1989 und 1993 auszeichnete, was Clock DVA den Ruf von Electro-Unikaten und dunklen Techno-Pionieren bescherte. Jedoch fehlte die Ankündigung einer entsprechenden Live-Umsetzung. Zumindest bis heute.

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