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Lieder für Wiedergänger
Zombie- und Blutsaugerfilme sind nicht jedermanns Sache. Wer jedoch einmal auf den, nun ja, Geschmack gekommen ist, der bleibt auch dabei. Das gilt für Graf Zahl ebenso wie für Anton und seinen Freund Rüdiger von Schlotterstein, den kleinen Vampir – und insbesondere für die Signores Dressel und Amorosi.

dressel amorosi 2018Foto: Gianluca Amorosi

Dressel nennt sich mit Vornamen Heinrich, heißt also wie ein bekannter deutscher Archäologe und Inschriftenkundler früherer Zeit. Sein wirklicher Name lautet aber Valerio Lombardozzi. Er ist Mitbegründer des Labels Minimal Rome, Komponist und Produzent. Sein Kompagnon, Federico Amorosi, verfügt über Erfahrung als Bassist von Claudio Simonettiʼs Goblin, einer Prog-Rock-Formation, die hauptsächlich aus Mitgliedern von New Goblin besteht, einer Combo, die aus der ursprünglich Goblin genannten Originalband hervorging, zu deren Gründungsmitgliedern Simonetti ebenfalls gehörte. Wem das zu kompliziert erscheint, dem sei gesagt: Es wird noch verrückter.

Schräger als die genannten Beziehungsgeflechte sind nämlich die musikalischen Einflüsse der beiden Italiener. Bereits in den Siebzigerjahren produzierten Goblin regelmäßig Musik für Horrorfilm-Größen wie Dario Argento und George A. Romero, darunter der Original Motion Picture Soundtrack zum Genre-Klassiker Dawn Of The Dead, wohingegen Dressel sich bevorzugt von Werken John Carpenters und David Lynchs inspirieren lässt.



Was dabei herausgekommen wäre, hätten sich Dressel Amorosi obendrein von Jess Francos herrlich verrückter Siebzigerjahre-Perle Vampyros Lesbos – Erbin des Dracula leiten lassen, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Schade, denn wer erinnert sich nicht gern an die verführerische Tanzeinlage der ebenso unvergessenen wie bezaubernden Soledad Miranda zurück? Daran, wie sie sich begleitet von seltsamen Hammond-Orgelklängen kunstvoll ihrer wenigen schwarz und rot gefärbten Kleidungsstücke entledigte? Es war eine Sternstunde in der Geschichte des gepflegten B-Movies. Sogar der große Quentin Tarantino zollte ihr Tribut, indem er Teile des Soundtracks für seinen Film Jackie Brown verwendete.

Andererseits, wer weiß: Schwarz und Rot sind die prägenden Farben des Coverartworks der DeathMetha genannten Gemeinschaftsproduktion von Dressel und Amorosi, zu deren Opener Naked Body Found In Campitelli Soledad Miranda gewiss eine heiße Sohle aufs Parkett gelegt hätte, wäre sie noch am Leben. So bleibt am Ende nur eines: Anspruchsvolle Horrordisco mit elektronischem Zombiscurry. Immerhin ohne Knoblauch. Es hätte schlimmer kommen können.
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klangstabil live 2024

 

„NCN Festival 2024: Klangstabil – exklusive Headlinershow“, so war es am letzten Wochenende in Deutzen auf großen Bannern zu lesen. Besucher rieben sich die Augen, schauten noch mal hin. Tatsächlich! Und jetzt rumort es in der Electro-Welt: Comeback, Tour, Album? VOLT funkte für die harten Fakten nach Norwegen.

bent niko martens

 

In Süddeutschland wohnen und perfekten Austin-Electro produzieren – das erlaubt sich Niko Martens seit geraumer Zeit mit seinem Projekt bent. Nach einigen Demos erschien nun der erste finale Track als Vorbote für eine Debüt-EP. Kann hier wirklich alles mit rechten Dingen zugehen?

Zumindest kommen die Parallelen nicht von ungefähr. Denn ein gewisser James Mendez (Jihad) sorgte Ende 2021 für die Initialzündung. „Wir sind schon länger befreundet gewesen. Bei einem Besuch spielte ich ihm einige Skizzen vor, er gab mir den Impuls, daran weiterzuarbeiten und eine VÖ anzustreben. Das war so eigentlich nie geplant“, sagt Niko zu VOLT.

Womöglich elementar: Der Freund aus Texas ließ etwas zurück. „James hatte mir sein Focusrite Interface geschenkt. Er verwendete es zuvor bei seinen Live-Auftritten und vermutlich auch für sein letztes Album.“ Das ist eine Erklärung für den brillanten Sound von bent. Dafür aber mindestens genauso wichtig: „Während des kreativen Prozesses greife ich instinktiv nach Chören, Flächen, Plucks und Bells. Melodieführung spielt dabei immer eine zentrale Rolle. Ich liebe elektronische Sounds mit Seele, die etwas auslösen … die ikonisch, zeitlos und organisch klingen – und Musik, die echt, authentisch und emotional ist.“

Echt, authentisch, emotional

Neben Depeche Mode waren es dann eben auch Mentallo & The Fixer, Benestrophe, Skinny Puppy oder FLA, die den Musiker prägten.

bent decades ep

Rund 20 Stücke nahmen Gestalt an, die ältesten drei davon – At This Place, Decades und Sirens Call – kommen in verschiedenen Versionen auf die EP. Bei einem Remix singt James Mendez (im Original ein Instrumental). Auch Amnistia, Object und Pyrroline konnten für Remixe gewonnen werden. Ansonsten macht der Aschheimer mit norddeutschen Wurzeln bis hin zu Mixing und Mastering alles selbst: „Getreu dem Motto, wenn’s nicht gut wird, geht‘s auf meine Kappe.“

Das wird mit Sicherheit nicht passieren. Im November oder Dezember 2023 soll die EP Decades erscheinen. Ein komplettes Album von bent folgt im kommenden Jahr.


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